Negra Bernhard

Radiant Green

07.09. – 12.10.2023

Ausgestellte Werke

Über die Ausstellung

Negra Bernhard

Radiant Green

Radiant Green

 

Seit 2021 aktualisiert und komplettiert die Galerie Smolka Contemporary ihr Programm. Neben der erfolgreichen Präsentation etablierter Künstler und Künstlerinnen werden kontinuierlich Positionen der jüngeren Generation vertreten. Die Galerie fördert junge Talente und ermöglicht ihnen die Vermittlung an eine breite Öffentlichkeit. Nun feiert Negra Bernhard mit Radiant Green ihre erste Solopräsentation, in der sie sich auf Arbeiten aus dem Jahr 2023 konzentriert.

 

Negra Bernhard wurde 1986 in Banja Luka, dem heutigen Bosnien-Herzegowina geboren. Sie floh 1992 während des Bosnienkriegs mit ihren Eltern nach Österreich und wuchs in Linz auf. Sie zog nach Wien um Physik zu studieren und wechselte bald zur freien Kunstausübung. Bis 2022 studierte sie bei Daniel Richter an der Akademie der bildenden Künste Malerei. Seither ist Negra Bernhard, wie sie selbst sagt, „der Ölmalerei, und das im Figurativen, geradezu verfallen“.

 

Waren letztes Jahr auch Hunde im Fokus der Darstellungen, so sind es aktuell vor allem Menschen, dies in natürlicher wie in abstrahierter oder deformierter Form oder auch als Mischwesen. Porträts sind in Negra Bernhards Oeuvre rar. Denn der formalisierte Mensch steht für das Menschsein an sich.

 
Die Arbeiten sind durchaus emotional und sehr persönlich, sie malt die Welt aus ihrer Perspektive, deren Grundlage die eigene emotionale Situation und Verfasstheit ist. Um ihre Sichtweise leichter lesbar zu machen hat sich die junge Malerin für das Figurative entschieden. Dennoch ruht meistens die persönliche Geschichte im Verborgenen. Die Quellen ihrer Bildfindungen sind oft biographisch, aus Kindheitserinnerungen oder Erfahrungen und den daraus entstehenden Gedanken geschöpft. Auch Träume fließen in ihre Malerei ein und beeinflussen mitunter die formale Ausdrucksweise.

 
Negra Bernhards Narrationen schildern Gefühle, zwischenmenschliche Momente, Liebesbeziehungen, Familiäres, Freundschaften oder „Dinge, die sich nicht ausgehen im Leben“; Momente, deren Bestehen durch Zeit, Schicksal oder äußere Umstände vereitelt wird. Eine solche Geschichte könnte hinter der melancholischen Szene in der Bar von „Farewell D.I.T.R.“ stehen.

 
Anregungen können auch aus der Literatur oder Prosa kommen. Im Gemälde „No Help For That“ thematisiert sie das einsame Warten auf etwas, das nie passiert, wie es in einem Gedicht von Charles Bukowskis anklingt. Für Negra Bernhard beinhaltet es auch oder vor allem die Einsamkeit als Kunstschaffende, die immerfort ein Ideal anstrebt, denn in der Unmöglichkeit dieses zu erreichen findet sie den eigentlichen Motor ihres eigenen Schaffens.

 
Narrationen und Gefühlswelten waren in ihren früheren Gemälden offensichtlicher, heute sind sie fragmentiert und thematisch nur angerissen, vorzugsweise überlässt sie die klärende Interpretation dem Betrachter. Der Gefühlsausdruck in der Mimik ist daher oft verhalten. Das Motiv muss in der Malerei nicht direkt beschrieben werden, oft setzt die Künstlerin persönliche Metaphern ein.

 
Negra Bernhards Malerei bewegt sich zwischen drei Modi, je nach subjektiver Verfasstheit. Sie arbeitet zum einen sehr kontrolliert, mit exakt kalibrierten Übergängen und Präzision im Detail.

 
Andere Gemälde sind in locker übereinander gesetzten Schichten aufgebaut, wie das jüngst fertig gestellte „Tutto Passa – Bird Girl“. Es zeigt ein bewegtes Geschehen, an dem Menschen und Vogelmischwesen gleichermaßen teilhaben. Die durchdachte Komposition birgt mehrere in sich verwobene Narrationen. Die individuelle Liebes- und Lebensgeschichte von einem Bird-Girl und einem Human-Boy sind mit dem Thema des Geisterhaften und dem der Wiedergeburt verflochten. Es ist ein vielgestaltiger Zyklus, der sich schließt, der die Sphäre des Mondes mit kühlen Farben, wie die der Sonne in warmen Tönen beinhaltet.

 
In einem andersartigen Modus malte Negra Bernhard den Spaziergänger mit Hund, sie macht die Komposition und die Farbpalette zum Träger des eigentlichen Inhalts. Form und Farbe werden subjektiviert und überlagern mit ihrer Expression die Bedeutung des dargestellten Motivs. Das Gegenständliche der Szenerie ist formal einander angenähert, Baumkronen, deren Schatten und die Draperie bilden verwandte Formgefüge. Das Geschlecht der Person bleibt hingegen undefiniert – um das Gewicht auf dem Menschsein an sich zu potenzieren. Dieses verliert sich in Form und Farbe, im Tagtraum, wie der Titel „Daydream“ besagt. Negra Bernhard hat selbst viel und gerne geschrieben, und so sind auch ihre Titel generell als Teil des Werks zu betrachten. Wie das Motiv selbst sind sie nicht immer direkt, aber für sie persönlich sehr zutreffend.

 
Ähnlich verhält es sich mit dem Ausstellungstitel: Eines von Negra Bernhards Charakteristika ist, sich phasenweise mit einer spezifischen Farbe besonders intensiv auseinanderzusetzen. Aktuell gilt ihr Interesse dem Farbton Radiant Green, mit dem sie je nach Anwendung die unterschiedlichsten Wirkungen erzielt. Wir begegnen diesem Farbton in allen hier versammelten Gemälden, und so hat sich Negra Bernhard zu dem träumerischen Ausstellungstitel Radiant Green entschlossen.

 

Magareta Sandhofer

Kuratorin, Wien

Ort

Lobkowitzplatz 3, 1010 Wien

Wann

07.09. – 12.10.2023

Künstler*innen

Katalog