Hubert Schmalix

Dunkles Licht, helles Licht

18.09. – 05.11.2021

Ausstellungsansicht

Auswahl ausgestellter Werke

Über die Ausstellung

Hubert Schmalix

Dunkles Licht, helles Licht

Clouds over Schmalix

Von jeher bevölkern nur wenige Menschen die Bilder von Hubert Schmalix. Neben dem schreitenden Christus waren es in der Vergangenheit immer wieder weibliche Akte, die verloren in der monochromen Wüste standen oder in einem Ozean von Ornamenten versanken. Oft nahmen sie stoisch ihr unbekanntes Schicksal als Gefesselte zur Kenntnis. Es ist nicht auszuschließen, dass ihnen diese exklusive Situation sogar entgegenkam. Bis heute haben sich die Landschaften von Hubert Schmalix mehr und mehr geleert, sie sind klarer und stereotyper geworden. Sie lassen sich nicht mehr als topografische Wirklichkeit definieren. Vielmehr sind sie Klischees bzw. Ideallandschaften. Sie existieren nur teilweise in der Realität und bleiben Phantasmagorien. Schmalix hat die Welt immer bunter erscheinen lassen – ein Arkadien, das weder der Jugendstil noch Walt Disney kühner im Stande gewesen wären in Szene zu setzen. Die roten Berge, gelben Flüsse, violetten Bäume lassen uns ins Paradies blicken – oder doch nur in ein gleichermaßen prachtvolles wie monumentales Comic.

 

Jedenfalls taucht hier plötzlich wieder ein Mensch auf. Ein alter weißer Mann. Um ihn ist es in den letzten Jahren prekär geworden. Seine Gesetze sind obsolet, seine Schutzbefohlenen fliehen und seine Gefolgsleute radikalisieren sich. Er selbst hält sich die Hand vor den Mund, stürzt und scheint am Boden liegend mit seinem Gott zu hadern. Er droht gerade aus seinem selbst errichteten Paradies vertrieben zu werden. Wehrlos am Boden liegend wird er zu Hiob, dem sein Gott alles nahm und Krankheiten gab, um ihn zu prüfen und die Tiefe seines Glaubens ausloten zu können.

 

Man kann die Bilder von Hubert Schmalix auch einmal von einer anderen Seite betrachten. Was, wenn die gelben Flüsse, die violetten Berge und die orangen Wiesen nicht paradiesischen Ursprungs sind, sondern einfach kontaminierte, verseuchte Biotope, in denen nichts mehr möglich zu sein scheint, bzw. das Leben nur noch im Rahmen umfangreicher Krisenmanagements zu bewältigen ist? Wie schnell doch das einst so Positive und Angenehme zur Qual wurde und unsere Existenz zu bedrohen begonnen hat. Dabei galt der alte weiße Mann doch stets als weise, war er doch Philosoph, Hippie, General, Wirtschaftskapitän, Lehrer, Playboy, Entertainer, Priester etc. Plötzlich stürzt er und wir blicken hinter die bunten Kulissen, die er aufgebaut hat. Wird sein Gott dem alten weißen Mann das Paradies wieder zurückgeben und wird dieser es dann an uns weitergeben?

 

Die Bilder von Hubert Schmalix scheinen plötzlich auf etwas Ungeahntes aufmerksam zu machen. So künstlich sie aussehen, so doppeldeutig sind sie jedoch. Was zunächst als ästhetisches Kalkül begonnen hat, endet jäh in der Realität. Durch ihre Doppeldeutigkeit trösten die Bilder aber gleichzeitig auch und geben uns das beruhigende Gefühl, dass es nur Bilder sind. Bilder – auch die Vielzahl der Medienbilder – lassen uns Spielräume. Sie bieten uns Plätze zur Identifikation, zur Imagination und zur Läuterung an.

 

Günther Holler-Schuster
Sammlungskurator und stellvertretender Abteilungsleiter
Neue Galerie, Universalmuseum Joanneum

Ort

Lobkowitzplatz 3 / Spiegelgasse 25, 1010 Wien

Wann

18.09. – 05.11.2021

Künstler*innen

Katalog