Ferdinand Melichar

Werke

 

Biographie

Ferdinand Melichar

Ferdinand Melichar ist ein Künstler, der sich eindeutig und klar der Malerei im klassischen Sinn verschrieben hat. Er erweitert dieses Medium nicht in Form von performativen Aktionen, er bringt keine ungewohnten, beunruhigenden Materialien ein, er liebäugelt nicht mit digitalen Möglichkeiten, er benötigt keine fotografischen Vorlagen. Er bleibt bei Leinwand, Pinsel und Farbe. Farbe wird auf Leinwand aufgebracht, die Spur des Pinsels bleibt deutlich sichtbar, ganz im Sinne von Daniel Richter, der Malerei als eine „Form des Denkens“, nicht in Begriffen, sondern in Farben, Formen, Proportionen, und Ebenen beschreibt.

 

In Öl bannt er die Welt, wie sie ihm erscheint auf Leinwand, großformatig, weit, offen, mit freiem Duktus oder malerisch verdichtet, konzentriert, im Kleinformat. Seine malerische Sprache kennzeichnet ein kräftiger bis pastoser Farbauftrag, seine Farbpalette passt sich dem Thema an, changiert zwischen intensiv und tonig. Er setzt sich aufmerksam und kritisch mit der Wirklichkeit, die er erfährt, auseinander, mit all ihren Aspekten, ihrer Schönheit ebenso, wie mit ihren Abgründen. Ferdinand Melichar ist unbequem. Immer wieder aufs Neue fordert er uns heraus.

 

Er verführt uns indem er malerisch unberührte Wälder umkreist, jenen Rückzugsort, der seit Jahrhunderten als Zuflucht und Refugium gepriesen wird. Seine Waldlandschaften sind wild, üppig und undurchdringlich, farbig, in einer vielfältigen Palette von Grüntönen leuchtend, die bisweilen in Blauschattierungen übergleiten oder in sattes bis giftiges Gelb. Es ist eine Wildnis die einlädt einzutauchen, loszulassen, sich darin zu verlieren, Vergessen zu suchen von aller Bedrängnis der Zivilisation. Doch Ferdinand Melichar konfrontiert auch schonungslos. Er porträtiert ebenso Landschaften, die gezeichnet sind vom Eingriff des Menschen, kahl, trostlos, jeder Farbe beraubt, in einer raffinierten Abstufung von kühlen Grautönen, die Unbehagen verursachen. Ungeschönt führt er uns die erschreckenden Folgen des Anthropozäns vor Augen, die Auswirkungen des Klimawandels, die an Heftigkeit zunehmenden, extremen Wetterereignisse. Er stellt sterbende Wälder und verödete Industrielandschaften seinen verheißungsvollen, malerischen Entwürfen von Wildnis gegenüber.

 

„Ich sehe mich als Künstler (oder was das sein soll), immer noch mit der Aufgabe betraut, Bewusstsein für die Wirklichkeit (oder was das nun wieder sein soll), zu schaffen.“ Und das tut er. Ferdinand Melichar bezieht Stellung. Immer wieder aufs Neue. Er dokumentiert die schwerwiegenden Eingriffe in unseren Lebensraum und formuliert Widerstand. Er setzt sich mit der Wechselbeziehung zwischen den Lebewesen und ihrer Umwelt auseinander und visualisiert die fundamentalen und unwiderruflichen Veränderungen unseres Planeten.

 

„Unsere Beziehung zur Natur ist kaputt. Aber Beziehungen können sich ändern“, so Greta Thunberg anlässlich des Internationalen Tags der biologischen Vielfalt in einem Video auf Twitter.
Und Ferdinand Melichar setzt genau dies malerisch um. Es gelingt ihm diesen Verlust unberührter Natur als emotionale Ressource visuell zu formulieren und uns nachdrücklich fühlen zu lassen, wie unsere romantische Vorstellung von einer „heilen Natur“ nachhaltig unterminiert wird.

 

„Ich zog in den Wald, weil ich den Wunsch hatte, mit Überlegung zu leben, dem eigentlichen, wirklichen Leben näherzutreten, zu sehen, ob ich nicht lernen konnte, was es zu lehren hätte, damit ich nicht, wenn es zum Sterben ginge, einsehen müsste, dass ich nicht gelebt hatte“, schrieb Henry David Thoreau vor rund 170 Jahren. Und Ferdinand Melichar entwirft uns mit seinen malerischen Visionen von üppiger Wildnis die Utopie einer möglichen Rückbindung des Menschen an die Natur. Er macht unmissverständlich klar, was es zu bewahren und was es wiederzugewinnen gilt. Er schafft Bewusstsein und formuliert überzeugend einen vorstellbaren Beginn für ein Umdenken.

 

Dr. Sabine Fellner, 2023
Kuratorin

 

Ferdinand Melichar, geboren 1962 in Hannover/ Deutschland, studierte an der Akademie der Bildenden Künste unter anderem bei Markus Prachensky.

 

Der Künstler lebt und arbeitet in Wien.

Texte

Eine Ästhetik der Absichtslosigkeit – zu den Bildern von Ferdinand Melichar

 

Ferdinand Melichars Bildern bin ich zu Beginn des zweiten Pandemie-Jahres begegnet. Museen und Galerien hatten geschlossen, der Hunger nach real erlebbarer Kunst konnte wenigstens durch einen Blick von außen in die Ausstellungen der Galerien gemildert werden. In den späten Winterabenden durch den Ersten Bezirk von Galerie zu Galerie zu flanieren war eine der wenigen Erlebnismöglichkeiten in dieser kargen Zeit. Dass einem der Zugang zu den Kunstwerken durch den Lockdown verwehrt war, hat die Aufmerksamkeit für die Objekte, die man in den hell erleuchteten Innenräumen entdecken konnte, noch geschärft.

 

Das Wald-Bild von Ferdinand Melichar in der Galerie Smolka Contemporary hat mich sofort in den Bann gezogen. Die Beziehung zu einem Kunstwerk, das einen packt, ist schwer in Worte zu fassen. Wenn ich es nachträglich rationalisieren will ist es der Eindruck, hier der Natur unmittelbar zu begegnen, eintauchen zu können, präziser: eintauchen in eine Momentaufnahme dieses Waldes, der so tröstlich zu sein scheint, und ihn mit den Augen und dem Herzen des Künstlers erfahren zu können. Es war dieser Eindruck der Unmittelbarkeit, der mich so berührt hat. In diesem Bild sollte kein offensichtlicher Kunstwille, kein Kunststil zum Ausdruck gebracht werden. Wobei auf rationaler Ebene natürlich klar ist, dass dieser Eindruck von Seiten des Betrachtenden eine Illusion ist, das Ergebnis künstlerischer und theoretischer Positionen und Reflexionen, die sich im Bild manifestieren und gerade diese Vorstellung hervorrufen.

 

Damit soll nicht gegen den Kunstgestus argumentiert werden, ganz im Gegenteil: als Nicht-Künstlerin habe ich höchsten Respekt für Menschen, die sich für die Kunst und die Kunstwelt entscheiden. Sie müssen in einem Universum von bereits existierenden künstlerischen Ausdrucksformen ihre eigene Sprache, ihre ästhetischen Mittel, ihre Themen und ihren Zugang zur Welt finden. Seit Pierre Bourdieu wissen wir, dass nicht die Kunst den Künstler ausmacht, sondern die Anerkennung im Kunstbetrieb. Wer im Feld der Kunst bestehen will, muss in der Ökonomie der Aufmerksamkeit agieren, seine / ihre ästhetische „Marke“ strategisch auf- und ausbauen. Und das ist weitaus härter als in anderen sozialen Feldern wie etwa der Wissenschaft, aus der ich komme. In der Kunst exponiert man sich mit seinem ganzen Selbst. Wer sich dafür entscheidet, geht ein hohes, auch emotional hohes Risiko ein.

 

Ferdinand Melichars Bilder scheinen diesen ästhetischen Kunstwillen hinter sich zu lassen, nicht auf Anerkennung in der Kunstwelt abzuzielen. Sie strahlen etwas Nicht-Strategisches, Absichtsloses aus, das vielleicht gerade deswegen umso stärker beeindruckt und bewegt.

 

Mag. Dr. Heidemarie Uhl

Historikerin, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien

Ausstellungen bei Smolka Contemporary

Ferdinand Melichar

Art Vienna 2022 Smolka Contemporary

2022

ART VIENNA 2022
Alois Mosbacher Thomas Stimm Smolka Contemporary

2022

Sommer Ausstellung
Ferdinand Melichar Smolka Contemporary Jungle Oil on canvas

2022

Willkommen bei den Rousseaus
Smolka Contemporary Manfred Wakolbinger Hubert Schmalix

2022

Intermezzo
Ferdinand Melichar Smolka Contemporary

2021

Vienna Contemporary 2021
Hubert Schmalix Uta Weber Smolka Contemporary

2021

Sommerausstellung
Ferdinand Melichar und Hubert Schmalix Smolka Contemporary

2020

Neue Arbeiten

2019

Cher Théo
Südhang, Öl/Lwd. 2017, 140x170

2018

Im Grünen
Smolka Contemporary invitation

2014

Gruppenaustellung

Kataloge

Ferdinand Melichar

Presse

Ferdinand Melichar